Mittwoch, 7. Juni 2017

Rezension: Anschlag von rechts - Reiner Engelmann





Titel: Anschlag von rechts*
Autor: Reiner Engelmann
Verlag: cbj
Einband: Hardcover
Preis: 14,99€ [D]
Seitenanzahl: 182 (inkl. Nachwort)
Reihe: -








"Wenn ihr den Krieg beenden wollt, 

sendet Bücher statt Waffen. 

Sendet Stifte statt Panzer.

Sendet Lehrer statt Soldaten!" 

~Malala Yousafzai




Klappentext:


Irgendwo in einer Kleinstadt mitten in Deutschland treffen sich drei Freunde auf ein Feierabendbier. In den sozialen Netzwerken haben sie sich schon an ausländerfeindlichen Pöbeleien beteiligt. Nun werden sie zu Verbrechern, denn wenige Stunden später werfen sie einen Molotowcocktail in eine Flüchtlingsunterkunft. Die Bewohner, darunter auch Kinder, entkommen nur knapp.

Reiner Engelmann recherchiert die Hintergründe dieser schrecklichen Tat. Er analysiert die Beweggründe und er befragt die Opfer, die sich in Deutschland endlich sicher gefühlt hatten. Dabei wird deutlich: Rechtes Gedankengut und Fremdenfeindlichkeit sind in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und viel zu lange unbeachtet geblieben.

Meinung:


Nach einem Vorwort, indem die wichtigen Infos gegeben werden (unter anderem auch, dass die Erzählungen auf wahrer Begebenheiten beruhen), folgen kurze Erzählungen von verschiedenen Personen, die aus verschiedenen Ländern fliehen wollen, da sie bedroht werden.

Diesen Menschen ist es nicht mehr möglich, auf die Straße zu gehen ohne Angst haben zu müssen, denn ständig müssen diese befürchten, dass man sie tötet oder dass man als Frau vergewaltigt wird, und das aus reiner Willkür.

Es werden Situationen geschildert, in denen sich diese Menschen befinden und wie sie versucht haben zu fliehen. Einige davon haben es geschafft, andere nicht. 

Jedenfalls wird deutlich, dass diese Menschen nicht ohne Grund fliehen und Schutz suchen. Sie wollen kein Geld, Reichtum oder sonstige Dinge. Sie wollen nur Sicherheit, die sie hoffen in einem anderen Land zu finden. Viele dieser Geflüchteten wollen irgendwann wieder in ihre Heimat zurück, in der sie evtl. sogar noch Familie haben, um die sie sich ständig sorgen.

Alle Flüchtlinge, die es nach Deutschland geschafft haben, möchten sich anpassen, die Sprache und die Kultur (kennen-)lernen.

Die Eltern, die mit ihren Kindern geflüchtet sind, freuen sich, dass ihre Kinder einen guten Anschluss im Kindergarten gefunden, die Sprache so schnell erlernt haben und vor allem, dass sie unbeschwert außerhalb des Hauses spielen und Spaß haben können. Sie sind oft zu Tränen gerührt, wenn sie ihre Kinder lachen sehen können und sich dadurch die Unbeschwertheit dieser manifestiert.

Nach diesen Erzählungen, der als "erster Teil" zusammengefasst wird, wird der Tathergang beschrieben, der durch drei Freunde, die sich rechts einordnen lassen, ausgeführt wird.

Die drei treffen sich, wie oft am Abend, trinken gemeinsam Alkohol und unterhalten sich. An diesem Abend des Anschlags diskutieren sie über die "Flüchtlingswelle" und sind ganz aufgebracht.

Sie ärgern sich darüber, dass die Flüchtlinge durch die Steuergelder finanziert werden, obwohl diese ja nichts leisten. Sie kämen nur hierher, damit sie ein unbeschwertes Leben führen können.

Die Tatsache, dass die große Mehrheit der Flüchtlinge geflohen ist, weil sie in ihrem eigenen Land nicht mehr in Ruhe leben können und ständig in "Hab-Acht-Stellung" sein müssen, blenden die drei Freunde komplett aus. Sie steigern sich enorm in die Diskussion rein, bis sie auf die Idee kommen, einen Molotowcocktail in eine Flüchtlingsunterkunft zu werfen, was sie kurze Zeit später auch machen.

Nach diesem Akt, fliehen sie, können aber aufgrund von Zeugenaussagen ausgemacht werden und werden daraufhin sofort festgenommen. 

Als nächstes folgen die Verhöre mit der Polizei, den Anwälten und Gespräche mit den Familien, vor allem den Müttern, die nun die Schuld bei sich suchen und sich die Frage stellen, was sie denn nur falsch gemacht hätten.

Außerdem erfahren wir, wie sich die Flüchtlinge, die sich einst sicher in ihrer Unterkunft gefühlt haben, fühlen. Einige verlassen diese Unterkunft und suchen eine neue auf. Andere können nicht mehr alleine in einem Zimmer schlafen, da sie Angst haben, dass nochmal etwas durch die Scheibe geworfen wird und sie das nächste Mal kein Glück mehr haben könnten.

Es wird nun der Prozess beschrieben und am Ende wird das Urteil gesprochen.

Daraufhin folgt noch ein Nachwort, in dem rechtsextreme Symbole, Codes sowie zu der Szene beliebte Musik und Kleidung aufgeführt werden.

Ich fand dieses Buch sehr informativ und finde, dass es eindeutig mehr gelesen haben sollten, denn es wird einiges deutlich, was man vielleicht zunächst einmal gar nicht wahrhaben möchte, weil man mit Vorurteilen gefüttert wurde, die man nun, wenn auch nur unbewusst, vertritt.

Es ist schockierend, welche Reise die Flüchtlinge hinter sich haben und wie sehr sie gelitten haben. Und deshalb finde ich es unmöglich, dass man sie hinterher dafür "bestraft", dass sie diesen langen, schweren und gefährlichen Weg überlebt haben und so viele Opfer bringen mussten.

Fazit:


Ich werde das Buch definitiv in meinem Bekanntenkreis lautstark vertreten und weiterempfehlen! Reiner Engelmann hat hier ganze Arbeit geleistet. Spannend, einfach erzählt und sehr informativ, vor allem das Glossar am Ende des Buches hat mir einige neue Dinge gezeigt.

Bewertung:


Sims 3 Resort – Bewertung: fünf Sterne





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*Dieses Buch wurde mir vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.


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