Dienstag, 16. Februar 2016

Rezension: Dschungelkind - Sabine Kuegler






Titel: Dschungelkind
Autor: Sabine Kuegler
Verlag: Knaur
Einband: Taschenbuch
Preis: 12,99€ [D]
Seitenanzahl: 352
Reihe: 1. Band








"Doch am verblüffendsten war, dass unter mir kein Boden mehr zu sehen war. Dicker Nebel lag über dem ganzen Urwald und hatte unseren Hügel eingehüllt. Ich konnte kaum meine nackten Füße sehen."



Klappentext:

Was uns unvorstellbar scheint - Sabine Kuegler hat es erlebt: Als Tochter deutscher Forscher verbrachte sie ihre Kindheit mitten im Dschungel von West-Papua, bei einem vergessenen Stamm von Kannibalen.
Bis sie siebzehn war, kannte sie keine Autos, kein Fernsehen und keine Geschäfte. Sie spielte nicht mit Puppen, sondern schwamm mit Krokodilen im Fluss - und erlebte schon früh die alten Rituale des Tötens. Die Natur war ihr Spielplatz, der Dschungel ihre Heimat, der Himmel ihr Dach.
Heute, nach Jahren in Europa, ist ihre Seele gefangen zwischen zwei Kulturen. Sabine Kuegler weiß, dass sie zurückkehren muss - zurück in eine Welt, die für viele nicht mehr existiert.

Meinung:

Sabine Kuegler zieht in den Dschungel, nachdem ihr Vater die Erlaubnis der Fayu, einem Stamm in West-Papua, bekommen hat, bei ihnen zu wohnen, um ihre Sprache zu lernen und zu erforschen.
Sabine, ihre Eltern und Geschwister leben nun im Urwald und lernen dort zu leben. Sie lernen den Dschungel mit all seinen Gefahren und all seinen Schönheiten kennen. So freut sich Sabine jedes Mal erneut, wenn sie ein neues Tier gefunden hat, dass sich ihrer Meinung nach als Haustier eignet und fügt diese ihrer persönlichen Tiersammlung hinzu. Ebenfalls ist sie sehr froh, als die ersten Fayu-Kinder mit ihr spielen, denn zu Beginn haben sich diese es nicht gewagt mit den "Weißen" näher in Kontakt zu kommen.

Doch wie alles, hat auch der Dschungel seine schlechten Seiten: So gibt es Kannibalismus und ein Krieg zwischen den einzelnen Stämmen. Auch eine gewisse "Rachetradition" wird von Generation zu Generation weitergetragen und fortgeführt. Und mittendrin im Geschehen Sabine mit ihrer Familie - die neutrale weiße Familie zwischen Stämmen, die sich gegenseitig bekriegen und rächen.
Aber genau dies scheint die Fayu dazu verleitet zu haben sie aufzunehmen, denn durch Sabine und ihre Geschwister lernen die traumatisierten Kinder lachen und spiele, was sie davor nicht kannten und konnten.

Familie Kuegler schafft es zum Teil die Stämme zu beruhigen und zeigt ihnen, wie man mit Problem anders umgehen kann - ohne Gewalt. Allerdings sagen sie dem Fayu-Stamm nicht, was sie tun und lassen sollen, denn sie sind der Meinung, dass man seine Lebenseinstellung vorleben soll und nicht nur erklären soll, wie es geht, um diese Möglichkeiten den anderen aufzuzeigen, denn wenn diese sehen, dass es anders funktioniert, werden sie sich darauf einlassen und nur, wenn diese Veränderung von ihnen ausgeht, ist es das richtige, denn was bringt eine Lebenseinstellung, die einem aufgezwungen wird und die man eigentlich nicht leben will, weil man nicht davon überzeugt ist und diese Einstellung nicht vertritt. Es muss von Herzen kommen - von innen. 

Eine Stelle des Buchs ist mir glasklar im Kopf geblieben: Als Sabines Mutter mit ihrem Sohn in der Stadt ist, weil dieser krank ist, improvisiert ihr Vater ein Trauerlied in Sprache und Stil der Fayu, weil er seine Frau vermisst (das macht der Stamm genau so!). Nach und nach kommen die Fayu und trösten ihn, indem sie miteinstimmen. Den Tränen nah las ich diese Textstelle wieder und wieder.

Nach ein paar Ereignissen, kommt es dazu, dass Sabine "zurück" nach Europa reist, um dort auch ihren Schulabschluss zu machen. Dass sie total überfordert ist mit dieser Situation ist klar. Dass sie Heimweh hat, auch. Dass es mir Schwierigkeiten bereitete, dies zu lesen, war mir auch bewusst. Mir tat es weh zu lesen, was in Sabine vorging und mit was sie zu kämpfen hatte und dass sie zu dem Zeitpunkt, als sie dies schreib, noch nicht von all den Gedanken befreit war, setzte mir noch einmal ein wenig zu.

Selten habe ich ein so durchwachsenes Buch wie diese gelesen, denn sowohl die Tränen steigen durchaus einmal hoch, als auch die Lachtränen, denn eins muss man sagen: Es kann ganz schön komisch werden, wenn eine weiße Familie unter den Fayu lebt - denn dass es immer wieder Missverständnisse gibt, ist logisch und vorprogrammiert.

Bis zum Ende spannend wie ein Thriller geht es in diesem Buch ebenfalls zu, denn wie schon erwähnt: Der Dschungel ist definitiv nicht ungefährlich. Und man fiebert mit, wenn die Familie unbewusst in einem "Krokodilfluss" schwimmt, ohne dass die Fayu sie davor warnt.

Ein sehr gelungenes, starkes Buch, das viele Gefühle auslöst und einem zum Nachdenken lässt - eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung:


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