Sonntag, 10. Mai 2020

Rezension: Der Fliegenfänger - Willy Russell






Titel: Der Fliegenfänger
Autor/in: Willy Russell
Verlag: Heyne
Einband: Taschenbuch
Seitenanzahl: 525
Preis: 9,99€ [D]
Reihe: -









"Raymond, mein Junge", sagte sie, "ich dachte, die Phase sei längst vorbei; ich dachte, das hätten wir hinter uns. Ich hatte schon geglaubt, du seist jetzt ein normaler Junge; ich hab gedacht, du bist normal geworden, Raymond."





Klappentext:


Der Tag, an dem der elfjährige Raymond Marks in einer Schulpause per Zufall das "Fliegenfangen" erfindet, ändert alles. Das harmlose Spiel wird katastrophal missverstanden, Raymond fliegt von der Schule und beginnt ein tragikomisches Leben als Außenseiter und Sonderling. Wie es ihm dennoch gelingt, sein ganz persönliches Glück zu finden, schildert dieser überaus komische und gleichzeitig warmherzige Roman.


Meinung:


Ich habe dieses Buch innerhalb von drei Tagen gelesen, da es mich so sehr vereinnahmt hat. Auch als ich das Buch zur Seite gelegt habe, ging diese in meinem Kopf immer und immer wieder durch. Ich dachte ständig darüber nach. Wie konnte das passieren? Wieso hört man nicht auf den Jungen, der überhaupt keine böse Absicht hatte? 

Raymond ist elf Jahre alt und verhält sich wie jedes andere Kind auch. Er ist sehr klug und man könnte sagen, dass er eine gewisse Weisheit in sich trägt. Er entwickelt sich in seine ganz eigene Richtung. Er versteht nicht, warum seine Mutter das so schlimm findet, dass er bspw. andere Musik hört als sie. Er empfindet es als normal und lebt seinen "Stil" auch aus. Umso mehr versteht er nicht, was seine Mutter dagegen hat.
Raymond rettet einen Mitschüler aus dem Wasser und ist für kurze Zeit ein Held. Dies ändert sich aber schnell, als sich herausstellt, dass er für das "Fliegenfangen" verantwortlich ist. Er hat dieses Spiel zufällig erfunden und hatte überhaupt keine bösen Absichten - er dachte nicht so weit, dass man dieses Spiel missverstehen könnte. An dieser Stelle sei gesagt, dass es natürlich unrealistisch ist, was passiert und auch dass dieses "Spiel" keine Idee eines Jungen sein kann - egal wie es beschrieben wird.
Er wird von der Schule verwiesen und wird nun als "pervers" und "krank" abgestempelt. Es werden ihm viele Dinge angehängt, die er gar nicht getan hat und es ist so schmerzhaft zu lesen, wie er versucht sich zu rechtfertigen, aber keiner, wirklich keiner ihm glaubt.

Mit 19 Jahren macht er sich auf den Weg nach Grimsby und schreibt währenddessen ganz viele Briefe an Morrissey, seinem Idol. Er erzählt, was ihm passiert ist und vor allem wie es ihm damit geht. Diese Briefe sind sehr berührend und regen zum Nachdenken an. Manchmal musste ich mich überwinden alle Briefe komplett zu lesen, weil ich nicht alles so wichtig und interessant fand, was er geschrieben hat. Ich persönlich kenne diesen Sänger auch nicht so gut, was es mir ebenfalls schwieriger machte, an den Briefen dranzubleiben.

Das was Raymond passiert, verändert ihn sehr. Es ist klar, das sowas bei einem Kind unheimlich viel auslöst und er nicht "unbeschadet" davon kommt. Man fängt an zu verstehen, was mit und in ihm passiert und man fängt an die Gesellschaft in Frage zu stellen, denn alle zeigen mit dem Finger auf ihn ohne ihn selber danach zu fragen. Ohne darüber nachzudenken, was wirklich passiert ist. Ohne darüber nachzudenken, wie es ihm dabei geht. Ohne darüber nachzudenken, was diese ständigen Verdächtigungen mit ihm machen. Raymond ist ein unglaublich starker Charakter, der eine sehr starke Entwicklung macht. 

Was ich als sehr schlimm empfunden habe, war seine Mutter. Sie steht nicht wirklich hinter ihm und lässt ihn nicht so sein, wie er ist. Sie lügt ihn an, um ihm eine "Scheinbeziehung" vorzuspielen, in der alles gut ist, nur um ihn im nächsten Augenblick wieder zu kritisieren. Er sei nicht "normal", er solle sich ein bisschen anstrengen, um "normal" zu werden und sich nicht immer so "seltsam" verhalten. Umso schöner ist es zu lesen, was Raymond am Ende darüber denkt.

Der leichte Schreibstil unterstützt den Lesefluss und die Kopplung der einzelnen Personen. An manchen Stellen fand ich diesen aber sehr "seltsam", es war nicht mehr stimmig, das finde ich sehr Schade, dass es hin und wieder einen "Bruch" im Schreibstil gibt. Obwohl das Buch relativ dick ist, ist es schnell gelesen, weil es einen definitiv nicht kalt lässt. Man möchte wissen, was als nächstes passiert, wie es ihm geht und was er denn nun macht. Man möchte die Gesellschaft verändern, was natürlich nicht einfach so geht. Deshalb denkt man selber über seine eigene Ansicht bzgl. gewisser Dinge nach. 


Fazit:


Ein sehr berührendes Buch, das die Gesellschaft kritisiert und zeigen möchte, dass jeder so sein darf, wie er ist. Jeder Mensch ist anders, und dennoch sind alle Menschen gleich, denn wir sind alle Menschen - mit allen Ecken und Kanten (ja, das klingt abgedroschen, aber es ist nun mal so!). 


Bewertung:


Sims 3 Resort – Bewertung: vier Sterne

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