Montag, 25. Mai 2020

Rezension: A Long Way Down - Nick Hornby






Titel: A Long Way Down
Autor/in: Nick Hornby
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Einband: Taschenbuch
Seitenanzahl: 389
Preis: 9,99€ [D]
Reihe: -









"Mir zu sagen, ich könnte tun, was immer ich will, ist so, als würde man den Stöpsel aus der Badewanne ziehen und dann dem Wasser sagen, es könnte laufen, wohin immer es wollte."




Klappentext:


Silvester, auf dem Dach eines Hochhauses: Pech, dass gleich vier Menschen auf die Idee gekommen sind, sich dort das Leben zu nehmen. Da man sich schlecht umbringen kann, wenn einem andere dabei zusehen, steigt die seltsame Gruppe erst mal vom Dach, um das Problem der jüngsten Kandidatin, die nicht weiß, warum ihr Freund sie verlassen hat, zu lösen. Nach und nach erzählen sie  sich ihre Geschichten. Da ist die altjüngferliche Maureen, deren Sohn Matty schwerstbehindert ist und die diese Belastung alleine tragen muss, da ist Martin, der berühmte Talkmaster, den nach einem Gefängnisaufenthalt niemand mehr im Bildschirm sehen will, Jess, die aufmüpfige Tochter eines Politikers, ist so direkt, dass sie alle vor den Kopf stößt, und JJ, der von seinem besten Freund, dem Sänger seiner Band, im Stich gelassen wurde. Die vier verabreden, mit dem finalen Sprung bis zum Valentinstag zu warten - und so findet eine Gruppe von Menschen zueinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die einander doch auf wundersame Weise zu helfen wissen.


Meinung:


Ein Hochhaus mitten in London. Der Ort, an dem sich hunderte das Leben nehmen, indem sie sich von diesem Hochhaus stürzen. An Silvester treffen sich dort oben vier Personen, die genau dieses Vorhaben in die Tat umsetzen wollen: Sie möchten ihr Leben beenden.
So weit kommt es allerdings nicht, denn man kann sich schließlich nicht umbringen, wenn drei unbekannte Personen dabei sind und zuschauen. So kommt es dazu, dass die vier ins Gespräch kommen und sich gegenseitig erzählen, warum sie Suizid begehen wollen.
Sie alle stellen fest, dass ihr Leben doch nicht so aussichtslos ist. Sie bauen sich gegenseitig auf und wollen für einander da sein. Sie beschließen im Kontakt zu bleiben und verschieben ihr Vorhaben auf den Valentinstag.

Der Roman wird aus vier verschiedenen Perspektiven erzählt: 
  1. Maureen
  2. Martin
  3. Jess
  4. JJ
Maureen ist die älteste und hat einen schwerstbehinderten Sohn, den sie alleine pflegen muss. Sie war mir sehr sympathisch, auch wenn sie manchmal sehr "komische" Gedankengänge hatte. Sie verhält sich eher ruhig und ist sehr unsicher in ihrem Auftreten - sie will keinen unnötig belasten und behält viel für sich und versucht es mit sich selbst auszumachen.
Martin ist in der Außenwelt ziemlich bekannt, v.a. nach seinem Skandal. Er saß im Gefängnis und versucht jetzt wieder Fuß zu fassen, aber es gelingt ihm nicht sonderlich gut. Er spielt mit seiner Freundin und dreht sich alles so hin, damit er am besten dasteht. Manchmal wird sehr deutlich, dass er seine Tat, die ihn ins Gefängnis brachte, nicht bereut. Im nächsten Augenblick jedoch findet er es schrecklich, was er getan hat. Dieses Hin und Her lässt ihn sehr menschlich wirken, aber mich hat es teilweise genervt.
Jess ist diejenige, die zu allem ihren Senf dazugeben muss. Sie kann es nicht lassen, manche Dinge für sich zu behalten und das bringt alle öfters in Schwierigkeiten. Sie erfindet eine Geschichte, die die anderen drei bestätigen sollen, damit sie dafür Geld bekommt. Jess Schwester ist verschollen und keiner weiß, ob sie abgehauen oder tot ist. Seitdem läuft es in der Familie nicht mehr gut. Jess hat das Gefühl, dass ihr Eltern sie nicht mögen, weshalb es oft Streit gibt. Sie ist sehr manipulativ, aber Richtung Ende wird sie einem immer sympathischer.
JJ ist derjenige, der versucht, gute Laune in die Gruppe zu bringen. Bei ihm fragt man sich öfter, warum er sich denn jetzt umbringen wollte - er fragt sich das auch, nachdem er die Geschichten der anderen zu hören bekommt. Er erfindet eine Krankheit, weil er denkt, dass er mit den anderen nicht mithalten kann.

Letztendlich kann man bei allen verstehen, warum es ihnen nicht sonderlich gut geht, aber meiner Meinung nach war alles etwas übertrieben. Man hat von Anfang an gemerkt, dass keiner wirklich bereit ist, diesen letzten Schritt zu gehen - sonst gäbe es ja auch keine Basis für den Roman.

Nick Hornby schafft es, ein sehr ernstes und sensibles Thema lockerleicht aufzugreifen und zu erzählen. Die Sprache ist sehr einfach gehalten und sehr von "Jugendsprache" geprägt. (Ich will nicht wissen, wie oft das Wort "scheiße" vorkam.) Deshalb ist der Roman ein Buch, das man schnell gelesen hat, auch wenn es um ein schwieriges Thema geht.
Er versucht dieses Tabuthema humorvoll aufzunehmen, ist aber in anderen Passagen wieder sehr ernst, fair und ehrlich. 

Das Ende fand ich etwas holprig und auch zwischen den Perspektiven fand ich es teils etwas unübersichtlich, weil oft die direkte Rede nicht verwendet wird und man schauen musste, dass man den Überblick darüber behält, wer denn jetzt was zu wem sagt. 


Fazit:


Dieser Roman ist für jeden etwas, der ein bisschen mehr nachvollziehen möchte, was einen Menschen soweit treibt, dass er den Suizid als einzige Lösung sieht. Man erfährt, was diese Personen brauchen, damit ihnen geholfen werden kann. Natürlich ist es kein Sachbuch, aber genau das macht es meiner Meinung  nach einfacher. Durch den Humor wiegt dieses Thema nicht ganz so schwer im Magen wie in manch anderen Büchern. Es ist eine Gratwanderung, die Nick Hornby sehr gelungen ist.


Bewertung:



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