Samstag, 19. Dezember 2015

Rezension: Ich werde die Bilder im Kopf nicht los. Mein Leben nach dem Missbrauch - Anna B.






Titel: Ich werde die Bilder im Kopf nicht los - Mein Leben nach dem missbrauch
Autor: Anna B.
Verlag: Arena Verlag
Einband: Taschenbuch
Preis: 6,99€ [D]
Seitenanzahl: 151
Reihe: -






"Schuld, Scham - ich weiß gar nicht, welches Gefühl stärker ist. Ich fühle mich so schmutzig, dass ich mir sicher bin, dass niemand mehr etwas mit mir zu tun haben wollte, wenn er Bescheid wüsste. Deshalb rede ich nicht darüber."



Klappentext:

Leben fällt ihr schwer. So empfindet es Anna auch noch lange nach dem Missbrauch durch ihren Stiefvater. Nie hat sie jemandem von ihrem Martyrium erzählt. Bis sie eines Tages von ihrem besorgten Umfeld zur Polizei gebracht und zur Anzeige gedrängt wird. Jetzt gibt es kein Zurück mehr - Anna muss alles erzählen und sich noch einmal mit ihrer schrecklichen Vergangenheit auseinandersetzen. Und immer wieder fragt sie sich: Werde ich irgendwann ein normales Leben führen können?

Meinung:

Anna hat sehr große Schwierigkeiten ihr Leben zu meistern und schleppt sich so von einem zum nächsten Tag. Nach außen scheint jedoch alles perfekt zu sein. Nur manchmal fragen sich ihre Freundinnen, warum sie so komisch reagiert, sobald es um Jungs geht. Sie kann sich niemandem öffnen - zu groß ist ihre Angst vor den Konsequenzen. Doch plötzlich findet sie sich bei der Polizei wieder und muss sich nun ihrer Vergangenheit stellen. Ein Kampf, der sich in die Länge zieht.

Anna macht gerade eine Ausbildung. Sie ist eine junge Frau, die sich nicht groß von anderen unterscheidet. Und doch hat sie ein großes Geheimnis - eines, das sie ziemlich einschränkt, in allem, was sie macht: Sie wurde von ihrem Stiefvater sexuell missbraucht und versucht alleine mit all diesen Belastungen zurecht zu kommen.
Doch irgendwann macht sich ihre Umgebung Sorgen um Anna und sie findet sich bei der Polizei wieder. Sie weiß selber nicht genau, wie das passieren konnte, aber sie erstattet Anzeige. Aber anstatt ein bisschen Erleichterung zu verspüren, beschreitet sie einen langen steinigen Weg, der ihr enorm viel Kraft abverlangt.

Das Buch beschreibt vor allem den Weg von der Anzeige bis zum Gerichtstermin und letztlich bis zur Verurteilung. In dieser Zeit überholt Anna die Vergangenheit und sie durchlebt immer wieder die schrecklichen Ereignisse, bis sie sich auf einer Internetplattform seelische Unterstützung von Betroffenen erhofft, die sie auch bekommt. Trotzdem wünscht Anna sich oft, dass sie die Anzeige niemals erstattet hätte, denn dieser Weg ist schmerzhaft.
Während diesem Prozess wird die Mutter von Anna mit der Tatsache konfrontiert, dass Anna sich wehrt. Ihre Mutter wusste von den Vorfällen und stellt sich trotzdem auf die Seite ihres Ehemannes. Für Anna ist dies eine zusätzliche Belastung, die ihr schwer zu schaffen macht.

In dem ganzen Buch leidet man mit Anna mit, man wünscht sich so sehr, dass es gut endet und hofft und bangt, bis zum Ende.
Für alle Außenstehenden ist eine Anzeige das normalste auf der Welt, das man in so einer Situation macht. Aber es wird sehr schnell klar, dass das für Betroffene ein schwieriger Weg ist, der einen auf die Probe stellt. Man muss sich als Betroffener tatsächlich die Frage stellen, ob man genug Kraft hat, um diesen Weg zu gehen. Denn es könnte sich schlimmsten Fall über Jahre ziehen und zusätzlich könnte es noch zur Freiheit des Täters führen, da die Beweise nicht ausreichend sind - das wiederum würde die Betroffenen noch einmal einen tiefen Stich versetzen und sie hätten noch eine Sache mehr, mit der sie klar kommen müssten, denn so stellt man sich doch schnell die Frage, ob einem überhaupt geglaubt wird.

Für Außenstehende kann ich das Buch definitiv empfehlen, um in Erfahrung zu bringen, wie es einem Betroffenem in so einer Situation geht und damit man weiß, wie man demjenigen ein kleines bisschen helfen kann bzw. wie man denjenigen unterstützen kann.

Was sehr deutlich in dem Buch wird: Eine Anzeige bringt nicht die, von so vielen erhoffte, Heilung mit. Es zeigt, was alles kaputt gehen kann. In diesem Buch ist dies die Beziehung zwischen Anna und ihrer Mutter, die zerstört wird. Man kann die Mutter in fast keinem Punkt verstehen und fragt sich, wie man als Mutter so reagieren kann und seiner eigenen Tochter somit nur noch mehr Schmerzen bereitet. 

Bewertung:


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